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s`Blattl für Pensionisten
49. Jahrgang Nr. 4/2017
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Pensionistenverband Österreichs · Bezirk Innsbruck Stadt
Die Geschichte vomunglücklichenEngel vonAndrea Schober
Es war einmal ein Engel, der hatte schon so vielenMenschen geholfen, aber selber war
er manchmal sehr unglücklich. Er fühlte sich so klein und wertlos und dachte viel
darüber nach, was ihn wertvoller machen könnte. Die Menschen sagten ihm „Kauf Dir
etwas Schönes, dann fühlst Du Dich besser.“ Und so kaufte sich der Engel zunächst ein
neues strahlend weißes Engelsgewand. Erst fühlte sich der Engel damit ganz toll und alle
anderen Engel bewunderten ihn. Nach einiger Zeit fand er sein neues Gewand aber nicht mehr
interessant genug und so kaufte er sich golden glitzernden Sternenstaub. Den streute er auf sein
Gewand und seine Flügel. Alle anderen Engel waren geblendet von seiner Schönheit. Doch schon
wenig später fand der Engel sich wieder langweilig. Er dachte darüber nach was ihn noch schöner
machen könnte und so kaufte er sich von seinem ganzen restlichen Geld eine große weißeWolke, die
so weich war wie Samt. Ein Sonnenstrahl fiel auf die Wolke, so dass sie hell leuchtete. Der Engel
war begeistert, legte sich auf die Wolke und ließ sich treiben. Es dauerte nicht lange, da hatte der
Engel wieder dieses schreckliche Gefühl so wertlos zu sein, trotz allem was er besaß und der
Bewunderung aller anderen Engel. Da musste er ganz furchtbar weinen, weil er nicht mehr wusste,
was er noch tun konnte. Er dachte sich: „ Ich stehe nie mehr auf! Es hilft alles nichts. Soll die Welt
nur ohne mich auskommen. Das hat sie nun davon, dass sie mir nichts bieten kann, an dem ich
länger Freude habe!“ Am ersten Tag war der Engel so traurig und wütend, dass er sich von allen
anderen Engeln zurückzog und nicht mehr mit ihnen reden wollte. Am zweiten Tag schaute der
Engel in die endlose blaue Weite des Himmels und fühlte sich leer und tot. Am dritten Tag fühlte er
einen Sonnenstrahl auf seinem Gesicht. Da dachte er einen Moment: “Wie warm sich der
Sonnenstrahl anfühlt!“ Aber dann fragte er sich gleich: „Was soll ich mit einem Sonnenstrahl? Er
wird mir auch nicht weiterhelfen!“ Am vierten Tag kam der Sonnenstrahl wieder. Der Engel dachte
sich: “Eigentlich ist der Sonnenstrahl das Beste, was ich im Moment habe und wenn er mir auch
nicht helfen kann, so kann ich mich doch ein wenig an ihm wärmen!“ Am fünften Tag dachte der
Engel schon gleich amMorgen an den Sonnenstrahl und stellte sich vor, wie schön es wäre, wenn er
wieder kommen würde. Dabei wurde ihm warm ums Herz und er spürte, wie sich alles anders
anfühlte bei dem Gedanken an den Sonnenstrahl. Als der Sonnenstrahl dann wirklich kam, war der
Engel so aufgeregt, dass er gar nicht wusste, ob er sich erst seine Füße oder seine Hände oder
seinen Kopf wärmen lassen sollte. Von da an war jeder Tag nur noch auf den Sonnenstrahl
ausgerichtet. Der Engel dachte schon am Morgen daran, wie der Sonnenstrahl ihn bald wieder
wärmen würde. Er ließ sich immer tiefer in die Vorstellung der Wärme fallen und merkte, wie sich
seine Lustlosigkeit in Erwartung verwandelte und wie seine Traurigkeit und seine Angst an ihm
vorüberzogen, ihn aber nicht mehr so tief erreichten wie früher. Er fing an, wieder auf seiner Wolke
hin und her zu gehen und dachte, wie schön es doch war, sich an etwas so freuen zu können. Der
Sonnenstrahl durchströmte mehr und mehr seinen ganzen Körper. Die Energie des Lichts verteilte
sich in ihm und der Engel bekam wieder neue Kraft. Er schwang seine Flügel und flog zu den
anderen Engeln, um ihnen von dem Sonnenstrahl zu erzählen. Auf dem Weg dorthin trafen ihn
unzählige Sonnenstrahlen und er wunderte sich, dass er sie früher nie so wahrgenommen hatte. Der
blaue Himmel war nicht mehr leer wie früher, sondern ein Meer des Lichts. Auf einmal fühlte sich
der Engel wie imHimmel und nichts konnte ihmmehr die Hoffnung nehmen, wusste er doch nun um
die Kraft der innerenWärme, die es vermochte alles wundersam zu verwandeln.
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